Die Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache

Auswertung der telefonischen Anfragen von Januar bis Juni 2007

1 Kontext und Ziele der Untersuchung

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat im Rahmen der Arbeit des Deutschen Sprachrats die Aufgabe übernommen, kontinuierlich eine statistische Auswertung ihrer Sprachberatungstätigkeit durchzuführen. Ziel des Deutschen Sprachrats, dessen Vorsitz die GfdS seit September 2007 innehat, ist es unter anderem, die allgemeine Sprachkultur durch Sensibilisierung des Sprachbewusstseins, systematische Aufklärung und Information sowie eine verstärkte Diskussion sprachlicher Themen zu fördern. Dabei kommt einer in regelmäßigen Abständen durchgeführten Bestandsaufnahme der bei den Sprachberatungsstellen der GfdS eingegangenen Anfragen eine herausragende Rolle zu, da sie Aufschluss über aktuelle Schwierigkeiten der Deutschen im täglichen Umgang mit ihrer Sprache geben kann.

Mit der vorliegenden, mittlerweile dritten Untersuchung zur sprachberaterischen Arbeit der GfdS soll ein Vergleich zu den in den Heften 2/2004 und 2–3/2005 des Sprachdienstes veröffentlichten ersten beiden Auswertungen[1] angestrebt und geprüft werden, ob die Themenschwerpunkte der eingegangenen Anrufe seither weitgehend konstant geblieben sind oder ob es bei den sprachlichen Zweifelsfällen Verschiebungen im Klärungsbedarf gab.

Als Grundlage der hier vorgestellten quantitativen und qualitativen Auswertung dienten die bei allen Anfragen ausgefüllten Protokolle zu den telefonischen Sprachauskünften der GfdS in ihrer Geschäftsstelle in Wiesbaden und ihrem Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag in Berlin aus der Zeit von Januar bis Juni 2007. Für die Untersuchung zusätzlich berücksichtigt wurden – aus demselben Zeitraum – die Protokolle der Sprachberatungsstelle am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, mit der die GfdS einen Kooperationsvertrag unterhält. Dies geschah, wie bereits in der vorausgehenden Untersuchung von 2005, um zu überprüfen, ob sich der Sprachberatungsbedarf der neuen Bundesländer von dem der alten Bundesländer, beispielsweise hinsichtlich der Anglizismen, (immer noch) unterscheidet.

Was die Anzahl der berücksichtigten Anfragen anbelangt, so wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit ungefähr dieselbe Größenordnung gewählt wie in der Untersuchung von 2005: Den damals ausgewerteten 1.412 telefonischen Anfragen (1.172 Auskünfte der GfdS plus 240 der Sprachberatungsstelle Halle) stehen 1.225 einbezogene aktuelle telefonische Anfragen gegenüber. Im Unterschied zu den beiden im Sprachdienst 2/04 und 2–3/05 erschienenen, ähnlich konzipierten Untersuchungen der GfdS soll hier allein die telefonische Beratungstätigkeit der GfdS im Zentrum stehen. Auf eine Stichprobe schriftlicher Anfragen, wie sie 2005 hinzugezogen worden war (245 Anfragen), wurde hier verzichtet.

Bei der vorgenommenen Auswahl von Anfragen in einem bestimmten, hier die erste Hälfte des Jahres 2007 umfassenden Zeitraum kann es nicht um eine repräsentative Untersuchung gehen. Vielmehr sollen Tendenzen aufgezeigt werden, wie sich die Schwerpunkte der Auskunftstätigkeit der GfdS-Sprachberatung seit 2003 gegebenenfalls verschoben haben.

2 Zur Nutzung der Sprachberatung

Die Ratsuchenden, die sich im Auswertungszeitraum von Januar bis Juni 2007 telefonisch an die Sprachberatungsstellen der GfdS und der Universität Halle in Wiesbaden und Berlin sowie an die Sprachberatungsstelle der Universität Halle wandten, waren zu 62 % Frauen und nur zu 38 % Männer. Während dieser Befund im Falle der GfdS in Wiesbaden/Berlin sehr deutlich ausfällt (65 % der Anfragenden waren Frauen, 35 % Männer), wies Halle – wie schon in der Auswertung von 2005 – ein annähernd ausgeglichenes Verhältnis bezüglich des Geschlechts auf, mit einem Anteil von 53 % Anruferinnen und 47 % Anrufern.

Geht man wie bereits Frilling in den beiden vorherigen Untersuchungen davon aus, dass bei beruflich motivierten Anfragen der Anteil an Anruferinnen überwiegt, da das Führen solcher Telefonate oft weiblichen Angestellten (z. B. Sekretärinnen) obliegt, und berücksichtigt man daher lediglich die privaten Anrufe, so ergibt sich ein ausgewogenes Bild: 54 % von Frauen getätigte privat motivierte Anrufe bei der Sprachberatung in Wiesbaden und 48 % in Halle ergeben, die beiden Beratungsstellen zusammengenommen, einen Anteil von 51 % Anruferinnen bei den Anfragen nicht dienstlichen Hintergrunds. Betrachtet man die entsprechenden Prozentwerte in den vorherigen Untersuchungen (2004: 55 % aller privaten telefonischen Anfragen von Frauen, 2005 hingegen nur noch 51 %), so bestätigt sich auch in der gegenwärtigen Auswertung die Annahme Frillings, geschlechtsspezifische Unterschiede seien (zumindest bei der telefonischen Sprachberatung) im Verschwinden begriffen.

Will man das Verhältnis zwischen beruflich und privat veranlassten Anrufen beurteilen, muss man bei der Auszählung den Redaktionsstab der GfdS beim Deutschen Bundestag in Berlin ausnehmen, da dieser speziell zur Beratung von Bundestag, Bundesrat sowie Ministerien und Behörden in Bund und Ländern eingerichtet wurde, weshalb dort keine privaten Anfragen möglich sind. In den beiden vorangegangenen Aufsätzen wurde die These aufgestellt, dass die telefonische Sprachberatung vor allem für im beruflichen Alltag auftretende Fragen genutzt wird, weil sie sich wegen des spontanen und unmittelbaren Charakters des mündlichen Auskunftsweges besonders gut zur Lösung solcher sprachlicher Probleme eigne. Dies kann durch die aktuellen Zahlen erneut bestätigt werden. So waren im Auswertungszeitraum insgesamt 57 % der telefonischen Anfragen beruflich und nur 37 % privat motiviert.

Aufgeschlüsselt nach Sprachberatungsstellen lässt sich erkennen, dass dieser Unterschied, wie schon im Rahmen der Erhebung von 2005, in Halle nach wie vor weniger stark ausgeprägt ist als in Wiesbaden: Während bei der GfdS 58 % der Anfragen aus Behörden, Bildungseinrichtungen, Verlagen, Redaktionen, Agenturen oder anderen Wirtschaftszweigen wie dem Bank- oder Versicherungswesen stammten und nur 33 % von Privatpersonen, hatten bei der Sprachberatungsstelle Halle 54 % der Anfragen professionellen und 44 % privaten Hintergrund. Laut der letzten Auswertung waren 2005 68 % der Anrufe bei der GfdS-Sprachberatung einem vorrangig beruflichen Interesse geschuldet (2004: rund 65 %) und 25 % entstammtem dem privaten Bereich; in Halle betrug der Anteil der Anfragen mit beruflichem Hintergrund dagegen lediglich 51 %[2].

3 Schwerpunkte der Sprachberatung

Mit Gesamtblick auf die aktuelle Auswertungsperiode von Januar bis Juni 2007 zeigt sich, dass sich die inhaltlichen Schwerpunkte der Anfragen an die GfdS-Sprachberatung verglichen mit den Erhebungen von 2004 und 2005 kaum verschoben haben.

Die Beratung zu Personennamen nimmt nach Angabe der GfdS-Sprachberaterinnen und -Sprachberater nach wie vor eine gewichtige Rolle in der Auskunftstätigkeit der Geschäftsstelle der GfdS in Wiesbaden ein. Insbesondere Anfragen zur Bedeutung oder Zulässigkeit bestimmter Vornamen, meistens im Zusammenhang mit Vornamengutachten für das Standesamt, repräsentieren einen hohen Anteil an der täglichen Sprachberatungstätigkeit (laut der im Sprachdienst 2/04 veröffentlichten Auswertung des Jahres 2003 30,3 % der telefonischen und ca. 45 % der schriftlichen Anfragen). In die vorliegende Belegsammlung ausgewählter telefonischer Anfragen wurden jedoch keine Fragen zu Vor- und Familiennamen aufgenommen, da sonst ein Vergleich mit der Sprachberatungsstelle der Universität Halle, die – ebenso wie der Redaktionsstab in Berlin – keine Namenberatung durchführt, kaum möglich gewesen wäre.

Im genannten Untersuchungszeitraum entfielen 58 % der Anfragen auf den nicht orthografischen Bereich, der unter anderem Zweifelsfälle zu Grammatik, Wortschatz, Stilistik, Aussprache, Pragmatik, Textgestaltung und Typografie umfasst. 42 % der Anrufe hatten demgegenüber Fragen zur Rechtschreibung und Zeichensetzung zum Inhalt, womit dieser Domäne eine herausragende Rolle zukommt, sind Anfragen daraus doch beinahe so zahlreich vertreten wie aus allen anderen Bereichen zusammengenommen[3].

Im Einzelnen verteilten sich die am Telefon angesprochenen sprachlichen Problemfälle, aufgegliedert nach Sprachberatungsstellen, folgendermaßen auf die Fragekategorien: Besonders häufig thematisiert wurden in Anfragen an die GfdS-Sprachberatung auch im aktuellen Untersuchungszeitraum die drei großen Bereiche Orthografie (42 %), Grammatik (29 %) und Wortschatz (20 %), die damit bereits die überwiegende Mehrheit der Anfragen stellten. Dabei handelt es sich um dieselben Gebiete, die schon in den Beratungskorpora der Vorjahre im Vordergrund standen und dort – in derselben Reihenfolge aufgelistet – mit 34 %, 15 % und 14 % der Anfragen in der Erhebung von 2005 bzw. 33 %, 14 % und 16 % der Anfragen im Jahre 2004 vertreten waren[4]. Vergleicht man die Relationen, so kann man gegenüber den Vorjahren einen Anstieg des Anteils der grammatikbezogenen Fragen erkennen.

In Halle hingegen nahm der Anteil der Fragen zur Orthografie (44 %) gegenüber der vorherigen Untersuchung deutlich zu (2005: 34 %). Sie belegen nach wie vor auch dort den ersten Platz der Häufigkeitsliste, gefolgt von Anfragen zu grammatischen Problemstellungen (26 %) und dem Wortschatz des Deutschen (16 %) auf den Plätzen 2 und 3. Gegenüber der letzten Erhebung (2005: 30 % bzw. 27 %) ist die Zahl der Anfragen aus diesen beiden Bereichen, insbesondere dem des Wortschatzes, in der aktuellen Auswertungsperiode merklich zurückgegangen, hauptsächlich zugunsten von Fragen zur Rechtschreibung und Zeichensetzung.

Wenn auch mit einer leicht unterschiedlichen Gewichtung innerhalb der vordersten Plätze ist die Rangliste der Beratungsschwerpunkte für die Sprachberatungsstelle Halle und die GfdS-Sprachberatung in Wiesbaden und Berlin doch sehr ähnlich, ja sogar ähnlicher, als dies noch 2005 der Fall war. Bezüglich der Kernbereiche der Sprachanfragen lassen sich zwischen Ost und West also – 18 Jahre nach der Wende – keine signifikanten Unterschiede im Beratungsbedarf feststellen. Wie sich anhand der aktuellen Daten zeigen lässt, differierten zwar die Prozentwerte hinsichtlich der Herkunft der an die einzelnen Sprachberatungsstellen herangetragenen Fragen (privater/beruflicher Hintergrund, Geschlecht der ratsuchenden Person). In Bezug auf die Sachfragen, d. h. die thematisierten Problemkomplexe ergibt sich jedoch für Halle und Wiesbaden/Berlin ein sehr ähnliches Bild (vgl. auch Frilling 2005).

Neben diesen großen Themengebieten kann – wenn auch mit deutlichem Abstand – die kommunikative Angemessenheit bestimmter Wörter und Ausdrücke als im ersten Halbjahr 2007 verhältnismäßig häufig behandelter Bereich gelten, der mit einem Anteil von 7 % auf Platz 4 der Rangliste der Anfragenhäufigkeit steht. Insbesondere Fragen zum Stil sind in der Belegsammlung häufig vertreten (ca. 5 %).

Abschließend soll noch ein kurzer Blick auf das andere Ende der Skala geworfen werden, da auch die Seltenheit bestimmter Fragetypen interessante Rückschlüsse zulässt. Nach wie vor relativ selten gestellt wurden beispielsweise Fragen zur Aussprache, die im untersuchten Zeitraum lediglich 0,4 % der Anfragen an die GfdS-Telefonberatung ausmachten (gegenüber 0,5 % im Jahre 2004 und 0,3 % bei der letzten Auswertung 2005).

Unverändert gering blieb verglichen mit den vorherigen Erhebungen auch der Anteil an Fragen zu Anglizismen: Dieser belief sich im telefonischen Beratungskorpus der GfdS auf 2,0 % (2004: 1,6 %; 2005: 1,8 %) und umfasst sowohl Sachfragen zu Anglizismen in der deutschen Sprache als auch sprachkritische Anrufe zu Anglizismen.

Allgemeine Sprachkritik, beispielsweise durch Äußerung von Bedenken über einen vermeintlich beobachtbaren »Sprachverfall«, wurde telefonisch gegenüber der GfdS-Sprachberatung ebenfalls recht selten geäußert. Der Anteil lag im Auswertungszeitraum mit nur 0,1 % sogar noch niedriger als 2004 (schriftlich wie mündlich unter 1 %).

Damit scheinen die in der öffentlichen Diskussion oft kritisierten Anglizismen im täglichen Umgang verhältnismäßig wenig Probleme zu bereiten und die Entwicklung der deutschen Sprache – zumindest der geringen Präsenz kritischer Stellungnahmen in der Belegsammlung nach zu urteilen – nicht so pessimistisch gesehen zu werden, wie dies oft dargestellt wird.

Für das Sprachberatungstelefon der Universität Halle stellen sich die Verhältnisse hinsichtlich der betrachteten selten gestellten Fragen sehr ähnlich dar.

Im folgenden Abschnitt sollen die genannten Problembereiche genauer aufgeschlüsselt und mit Beispielen aus dem aktuellen telefonischen Sprachberatungskorpus der GfdS exemplifiziert werden.

4 Inhaltliche Ausrichtung der Fragen

4.1 Orthografie

Innerhalb der Orthografie spielten erneut vor allem die Themen Zeichensetzung, Groß- oder Kleinschreibung und Getrennt- oder Zusammenschreibung eine wichtige Rolle. Diese drei Problemkomplexe standen auch schon in den vorherigen Erhebungen von 2004 und 2005 an oberster Stelle der Rangliste. Allerdings hat sich ihre Reihenfolge seither verändert. Der bereits in der letzten Auswertung konstatierte gewachsene Stellenwert von Fragen zur Kommasetzung seit 2004 bestätigte sich in der vorliegenden Untersuchung. Anfragen zur Zeichensetzung nahmen mit 32 % aller telefonischen Anfragen zur Rechtschreibung im untersuchten Zeitraum den ersten Platz unter den orthografischen Zweifelsfällen ein (2004: 21,5 %; 2005: 27 %). An zweiter Stelle standen bei der GfdS-Sprachberatung mit einem Anteil von 28 % Fragen zur Groß- oder Kleinschreibung. Dieser Wert ist gegenüber den Vorjahren konstant geblieben (2004: 27 %; 2005: 29 %). Anders verhält es sich bei den Fragen zur Getrennt- oder Zusammenschreibung bzw. Schreibung mit Bindestrich: Nach einem bereits 2005 verzeichneten leichten Rückgang von 32 % im Jahre 2004 auf 30 % ist deren Anteil 2007 auf 25 % gesunken. Sie haben damit weiter an Gewicht verloren und in der Rangliste der Anfragehäufigkeit mit dem Bereich Zeichensetzung den Platz getauscht.

Für die Sprachberatungsstelle Halle ergibt sich ein ähnliches Bild wie für Wiesbaden/Berlin. Die Verschiebung der Schwerpunkte tritt hier jedoch noch deutlicher zutage: Einem deutlichen Rückgang der Anfragen in den Bereichen Getrennt-/Zusammenschreibung von 30 % (2005) auf 24 % (2007) und Groß-/Kleinschreibung von 26 % (2005) auf 20 % (2007) steht eine beträchtliche Zunahme an Anfragen zur Zeichensetzung gegenüber, nämlich von vormals 25 % auf aktuell 48 %. Damit ist der Problemkomplex Kommasetzung auch in Halle auf Platz 1 vorgerückt, während sich die Rangfolge der anderen beiden Hauptbereiche gegenüber 2005 nicht verändert hat und in umgekehrter Reihenfolge zu Wiesbaden/Berlin steht.

Fragen zur Laut-Buchstaben-Zuordnung, deren Anteil sich nach einem kurzen, möglicherweise durch die Rechtschreibreform und insbesondere die Neuregelung der s-Schreibung bedingten Anstieg (vgl. Frilling 2004, 2005) bereits in den beiden vorherigen Erhebungen mit ca. 5 bzw. 6 % auf einem niedrigeren Niveau befand als in der Zeit vor der Orthografiereform (etwa 9,5 %), haben weiter an Frequenz verloren. Sie machen in der gegenwärtigen Belegsammlung von 2007 sowohl bei der GfdS als auch in Halle nur rund 2 % der Anfragen aus.

Wenn es auch im aktuellen Untersuchungszeitraum in quantitativer Hinsicht bemerkenswerte Verschiebungen innerhalb der Rangliste der meistgefragten orthografischen Themen gab, so wurden inhaltlich weitgehend stabil dieselben Problemkomplexe wie bereits in den Vorjahren angesprochen.

Beispiele:

a) Zeichensetzung: Unter den Anfragen zur korrekten Verwendung des Kommas treten wie schon in den vorangegangenen Auswertungen zunächst Fragen zu dessen Gebrauch bei Infinitivgruppen hervor, speziell bei den nur mit zu, d. h. ohne Konjunktion gebildeten (z. B. Wir freuen uns(,) Sie kennen zu lernen) und solchen, die durch ein hinweisendes Wort, ein sogenanntes Korrelat angekündigt werden (z. B. Ich freue mich darauf, diese enge Zusammenarbeit fortzusetzen). Ebenso häufig erhielt die GfdS-Sprachberatung Fragen zum Gebrauch des Kommas bei Einschüben und Zusätzen, vor allem bei eingeschobenen Teilsätzen (Die Bedeutung ist, glaube ich, umstritten), Personen- und Berufsbezeichnungen (Der Kurator(,) Herr Dr. W.(,) hat angeboten, […]), Datumsangaben mit Wochentag (am Montag, den/dem 19. Februar 2007(,) […]), Partizip- und Adjektivgruppen (Mustergültig vor einigen Jahren saniert(,) bilden die […]) oder Nachträgen (Hier finden Sie aktuelle Stellenangebote, sofern vorhanden). Des Öfteren wurde auch nach der Verwendung des Kommas bei Aufzählungen gleichrangiger (z. B. spritziger, klarer Geschmack) gegenüber nicht gleichrangigen (z. B. vielfältiges pädagogisches Angebot) Adjektiven oder Partizipien gefragt. Zahlreiche Anfragen gingen bei den Sprachberatungsstellen der GfdS zum Gebrauch des Kommas bei Konjunktionen wie und, sowie, sowohlals auch, aber, sondern, als, wenn und solange ein. Unsicherheit herrscht auch bei der Anrede am Briefanfang mit Hallo(,) Herr Meier und Guten Tag, Herr Huber.

b) Groß-/Kleinschreibung: Bei der Wahl zwischen Groß- oder Kleinschreibung bestehen wie bereits in den Vorjahren Schwierigkeiten beim Erkennen von Substantivierungen (Jetzt lohnt sich Sparen/sparen; Beispiel für eine Scheinsubstantivierung: die erste [Frage], die zweite [Frage]) oder bei der Schreibung eines komplexen substantivierten Infinitivs (ein Sessel zum den Urlaub Genießen). Auch bezüglich der Groß-/Kleinschreibung der einzelnen Bestandteile mehrteiliger Komposita besteht oft Unsicherheit (z. B. Jetzt-erst-recht-Stimmung). Die Differenzierung zwischen Eigennamen (Rote Beete, Deutscher Meister) und festen Begriffen mit nur namenähnlichem Charakter (europäische Integration, geschäftsführende Gesellschafterin, bayerischer Staatspreis) bereitete ebenso Probleme wie die Frage, in welchen Fällen das Adjektiv deutsch substantiviert wurde, also die »deutsche Sprache« gemeint ist (auf Deutsch sagen, die Gerichtssprache ist Deutsch). Weitere Anfragen erhielt die GfdS-Sprachberatung zur Schreibung von Wendungen wie recht/Recht haben, danke/Danke sagen (gegenüber ernst nehmen), von Zahlwörtern (Ordinalzahlen: mehrere hundert/Hundert Menschen; Kardinalzahlen: ein Dritter), zur Unterscheidung zwischen dem Zeitadverb morgen und dem Substantiv Morgen sowie zur Groß-/ Kleinschreibung von jedermann, andere, alle, manche und ohne Weiteres/weiteres, im Einzelnen, im Folgenden etc.

c) Getrennt-/Zusammenschreibung: Nach wie vor bezogen sich zahlreiche Fragen der Ratsuchenden auf die Schreibung von Wortverbindungen mit einem Partizip als zweitem Bestandteil und einem Substantiv (Aufsehen erregend/aufsehenerregend)[5], Adjektiv (lang anhaltend/langanhaltend) oder Adverb (darüber hinausgehend) als Erstbestandteil. Bedeutungsdifferenzierend ist die Getrennt- oder Zusammenschreibung bei Kombinationen wie klein schreiben (›in kleiner Schrift‹) vs. kleinschreiben (›mit kleinem Anfangsbuchstaben‹). Schwierigkeiten bereitete die Getrennt-/ Zusammenschreibung auch bei Verbindungen mit so, bei denen durch die Schreibung Konjunktionen (solange, soweit) von adverbialen Fügungen (so lange, so weit) unterschieden werden, und der Präposition mit wie in mit einbeziehen vs. miterledigen.

4.2 Grammatik

Innerhalb der Sparte Grammatik stellten Zweifelsfälle zur Flexion, Kongruenz und Rektion in den Belegsammlungen der GfdS und der Sprachberatungsstelle Halle wie schon in den Erhebungen von 2004 und 2005 den größten Anteil der telefonischen Anfragen. Während jedoch bei der GfdS-Sprachberatung Fragen zur Flexion 2004 mit nur rund 20 % auf Rang 3 hinter den Bereichen Kongruenz und Rektion lagen, die in jenem Auswertungszeitraum zusammen über 50 % der Anfragen ausmachten, nehmen sie seit 2005 den ersten Platz unter den grammatikbezogenen Anfragen ein (2005: 30 %; 2007: 33 %). Der Anteil der Fragen zur Rektion und Kongruenz, in der letzten Untersuchung mit 23 bzw. 16 % vertreten, war dieses Mal mit 14 und 15 % nahezu gleich hoch.

Auch hierin weist der an den ausgewerteten Protokollen der Hallenser Sprachberatung gemessene Beratungsbedarf der neuen Bundesländer keine nennenswerten Unterschiede auf: In Halle überwogen ebenfalls eindeutig Anfragen zur Flexion (27 %), und die deutlich niedrigeren Prozentwerte eingegangener Anrufe zu Problemen der Rektion (17 %) und Kongruenz (14 %) befanden sich annähernd auf dem gleichen Niveau. Die Rangfolge dieser drei Problemkomplexe ist in Halle gegenüber der letzten Auswertung unverändert geblieben; es kann aber nicht mehr von einem im Vergleich mit Wiesbaden/Berlin ausgeglicheneren Verhältnis wie noch 2005 (Flexion: 18 %, Rektion und Kongruenz jeweils 16 %) gesprochen werden.

Obgleich mit großem Abstand zu den drei Hauptthemenbereichen und einem Rückgang der Anfragehäufigkeit gegenüber der letzten Untersuchung folgt in beiden Sprachberatungsstellen an vierter Stelle der telefonischen Anfragen zur Grammatik wiederum das Gebiet der Wortbildung (GfdS: 5 % gegenüber 9 % im Jahre 2005; Halle: 10 % gegenüber 15 % bei der vorherigen Erhebung), insbesondere mit Fragen zu Fugenelementen.

Nach wie vor relativ selten vertreten waren Fragen zum Satzbau mit ca. 4 % in Wiesbaden/Berlin und 3 % in Halle sowie zum Konjunktivgebrauch, meist in der indirekten Rede, die bei der telefonischen Sprachberatung der GfdS etwa 3 % und in Halle immerhin 6 % ausmachten.

Inhaltlich gab es gegenüber den Vorjahren – wie bei den orthografischen Zweifelsfällen – kaum Veränderungen im Beratungsbedarf, was die folgenden Belege aus den aktuellen Beratungskorpora verdeutlichen mögen.

Beispiele:

a) Flexion: Die Genitiv- und Pluralbildung bestimmter Substantive war auch dieses Mal Anlass zahlreicher Anfragen (Genitiv: des Prozedere, des Mankos, des Terminals; Plural: die Pizzas/Pizzen, die Visa/Visen). Dies gilt insbesondere für Wörter, die auf -s enden (Genitiv: des Humanismus, des Status; Plural: die Status, die Zensus). Eine weitere Konstante unter den Anfragen zur Flexion stellt die Frage nach den Bedingungen der Wahl der Genitivendung -es oder -s dar (des Amtes/Amts, des Todestages/Todestags). Gefragt wurde ferner häufig nach der Deklination von Firmennamen, mit oder ohne Rechtsformbezeichnung (bei der Deutschen Telekom, die Bilanz der Deutschen Bahn AG), von geografischen Namen (des Atlantiks) oder von Bruchzahlen (eine Mehrheit von vier Fünfteln der Mitglieder). Die beobachtbare Tendenz, bei schwach flektierten Maskulina im Akkusativ und Dativ Singular die Deklinationsendung wegzulassen, führte des Öfteren zu Anfragen (Beispiele: den Praktikanten, den Präsidenten, am Automaten). Auch die strittige Frage nach der starken oder schwachen Flexion des Demonstrativpronomens diese(r/s) in Ausdrücken wie Anfang dieses/diesen Jahres findet sich mehr als einmal in den vorliegenden telefonischen Sprachberatungskorpora. Auf dem Gebiet der Adjektivdeklination ging es vor allem um die Flexion zweier attributiver Adjektive oder Partizipien, die entweder parallel, d. h. in gleicher Weise (z. B. bei reibungslosem, störungsfreiem Verlauf) oder aber mit der schwachen Endung -en am zweiten Element (z. B. nach freiem politischen Ermessen) gebildet wird. Im verbalen Bereich (Konjugation) waren es vor allem die korrekten Formen des Imperativs, die Probleme bereiteten und zu Anfragen führten (z. B. Bewirb dich! Trau dich!).

b) Kongruenz: Wie schon in den vorigen Jahren überwogen auf diesem Gebiet im ersten Halbjahr 2007 Anfragen zur Kongruenz im Kasus und Numerus, während die Kongruenz im Genus und in der Person im Korpus praktisch nicht vorkommen. Besonders die Kasuskongruenz bei Appositionen mit als, bei der an ein Substantiv oder Pronomen eine als-Gruppe angeschlossen wird (für Sie als Kunden), und die Kasuskongruenz nach wie (beim Überströmen von herausragenden Erhöhungen wie Hügeln, Kuppen, Kämmen) waren Gegenstand wiederholter Anfragen. Zweifelsfälle bezüglich der Kongruenz im Numerus traten unter anderem beim Vorhandensein mehrerer, formelhaft verwendeter Subjektteile auf (Verkauf und Service einer Uhr ist/sind dem Uhrmacher vorbehalten) oder wenn ein sogenannter einteilender (distributiver) Singular vorliegt, d. h. sich die Bezeichnung für eine Sache auf eine Mehrzahl vor allem von Personen bezieht (Die Ärzte schließen ihre Praxis/Praxen).

c) Rektion: Im Mittelpunkt dieses Problemkomplexes standen unverändert Fragen zur Kasusforderung bestimmter Präpositionen (unter anderem ab, anstatt, binnen, dank, entlang etc.). Gerade hier lassen sich in der heutigen Alltagssprache eher Gebrauchstendenzen denn stabile Normen erkennen. Nur vereinzelt ging es in den Anfragen um die Rektion von Verben wie gedenken (z. B. des Präsidenten gedenken) oder bestehen auf (sie bestanden auf ihrer Forderung nach einer Lohnerhöhung vs. sie bestanden auf eine Lohnerhöhung).

d) Wortbildung: Wie bereits in früheren Belegsammlungen dominierten hier auch dieses Mal Fragen zur Komposition, insbesondere zur Notwendigkeit der Verwendung eines Fugen-s zwischen den Hauptbestandteilen von Komposita wie in Arbeit(s)suchende oder Praktikum(s)maßnahmen. Häufig wurde der Klärungsbedarf der Ratsuchenden vom Unterscheidungswunsch zwischen einer singularischen und einer pluralischen Lesart ausgelöst, wie beispielsweise in Stipendiums-/ Stipendienverlauf oder Landes-/Länderporträt.

4.3 Wortschatz

Unter den Anfragen zum Wortschatz finden sich neben einer Vielzahl kaum kategorisierbarer bzw. statistisch sinnvoll auswertbarer Einzelfragen, die ein breites Spektrum abdecken und in den beiden vorangegangenen Untersuchungen als lexikalische Problemstellungen im engeren Sinn bezeichnet wurden, vor allem größere Gruppen von Fragen zur Semantik (Bedeutung), zu Fremdwörtern, zur Etymologie (Wortgeschichte) und zu Redewendungen. Diese Kategorien wurden daher gesondert erfasst und ausgezählt.

Dabei nehmen Fragen nach der Bedeutung einzelner Wörter und Ausdrücke (GfdS: 20 %; Halle: 26 %) und solche zu Fremdwörtern (GfdS: 20 %; Halle: 24 %) die ersten Plätze in der Rangordnung der meistgestellten Fragen ein. Diese beiden Bereiche standen unter den wortschatzbezogenen Anfragen bereits in der letzten Auswertungsperiode im Vordergrund: Fragen zur Semantik machten 2005 einen Anteil von 22 % (GfdS) bzw. 17 % (Halle) aus und Fragen zu Fremdwörtern 26 % (GfdS) bzw. 22 % (Halle).

Anfragen zu Redewendungen und Zitaten erhielt die GfdS immerhin 9 %, Halle hingegen nur 5 %. Umgekehrt galten 10 % der lexikalischen Anfragen an die Sprachberatungsstelle Halle der Wortgeschichte, deren Anteil bei der GfdS im Gegensatz dazu lediglich 5 % ausmachte.

Beispiele:

a) Semantik: Besonders häufig erkundigten sich die Ratsuchenden nicht nur nach der genauen Bedeutung und dem Gebrauch eines einzelnen Wortes oder Ausdrucks (z. B. Arbeitsumstände, Niederlassung, Quadratzoll), sondern vor allem nach dem Unterschied zwischen zwei bedeutungsverwandten und/oder in der Form ähnlichen Lexemen wie beispielsweise gehörend/gehörig, gebührend/gebührlich, gegensätzlich/entgegengesetzt, früher/bisherig, seit …/von … an, zerbrechen/auseinanderbrechen, wählen/auswählen, hören/vernehmen, fliehen/flüchten, erhalten/bekommen, Umwelt/Milieu oder Leitung/Führung.

b) Fremdwörter: Dieser Komplex wurde von Anfragen zu Anglizismen dominiert, jedoch nicht in Form sprachkritischer Stellungnahmen, sondern vielmehr aus dem Bedürfnis heraus, Sicherheit bezüglich deren teilweise noch nicht standardisierten Gebrauchs zu erhalten. Dies betrifft vor allem das Genus einiger aus dem Englischen entlehnter Substantive wie der oder das Spam und der oder das Laptop. Darüber hinaus wurde nach der Flexion einiger Fremdwörter gefragt, beispielsweise nach dem Partizip II von scannen (gescannt oder gescanned?) und nach der Verwendung des Genitiv-s bei den aus dem Sanskrit stammenden Substantiven Buddha und Karma.

c) Etymologie: Fragen zur Herkunft und Geschichte einzelner Wörter oder Ausdrücke wurden meistens im Zusammenhang mit der Frage nach deren Bedeutung gestellt. Darunter fanden sich Erkundigungen zur Herkunft der Substantive Mutter, Humbug und Hooligan sowie zum Ursprung von -gemut in den Wörtern frohgemut und wohlgemut.

d) Redewendungen und Zitate: Die GfdS-Sprachberatung erhielt hier vor allem Anfragen zur Bedeutung und Herkunft von Redewendungen wie sich mit jemandem ins Benehmen setzen oder da liegt der Hund begraben. Außerdem sollten Zitate auf ihre Korrektheit hin überprüft und deren Urheber bzw. Erstbeleg ermittelt werden (z. B. Hier irrt Goethe).

e) Spezielle Fragen zum deutschen Wortschatz: Eine feinere Klassifizierung der zahlreichen, teilweise recht spezifischen lexikalischen Anfragen ist nur schwer möglich, da es sich dabei meist um Einzelbelege aus einem breiten Anfragenspektrum handelt. Neben Fragen zum Gebrauch bestimmter, oft neuere Entwicklungen in der deutschen Sprache widerspiegelnder Ausdrücke (Beispiel: »Ist die Verbindung Sinn machen falsch?«), gingen bei den Sprachberatungsstellen unter anderem Fragen zur Wortfindung (Beispiel: »Wie kann man einen Zeitraum von 50 Jahren bezeichnen?«) sowie allgemeine Informations- und statistische Fragen zum Wortschatz des Deutschen ein (z. B. »Wie viele Wörter hat das Deutsche (verglichen mit dem Englischen, Französischen etc.)?« oder »Wie viele Wörter beginnen mit dem Buchstaben A, B etc.?«).

4.4 Weitere Problem- und Interessensgebiete

Neben den Anfragen aus den genannten drei Hauptbereichen Rechtschreibung, Grammatik und Wortschatz bearbeiteten die Sprachberatungstelefone der GfdS und der Universität Halle Anrufe aus zahlreichen weiteren Bereichen, die im Untersuchungszeitraum zusammengenommen einen Anteil von 11 % ausmachten und ein sehr heterogenes Bild ergeben.

Es handelte sich dabei unter anderem – in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit – um Fragen zur Stilistik (z. B. zu Varianten wie gern(e), der/die ein(e) oder andere), korrekten Anrede und Adressierung (Beispiel: »In welcher Reihenfolge sollen bei der Anrede in einem Brief mehrere Personen genannt werden? Spielen dabei Titel eine Rolle oder sollten Damen grundsätzlich vor Herren genannt werden?«), Typografie (»Was ist von der geplanten Einführung eines Großbuchstabens zum ß zu halten?«), zu Abkürzungen (»Wie schreibt man und was bedeutet pH?«), zur Aussprache (»Wie wird ch- am Wortanfang ausgesprochen?«) und zur Textgestaltung (»Sollte ein ich am Anfang eines Briefes vermieden werden?«).

5 Schlussbemerkungen

Das Auftreten von Zweifelsfällen ist per definitionem an die Existenz von Alternativen gebunden, sei es durch das Vorhandensein zumindest in einer Übergangsphase koexistierender Varianten wie beispielsweise bestimmter Schreibweisen der neuen gegenüber der alten Rechtschreibung, durch die Diskrepanz zwischen Norm und täglichem Usus, beispielsweise bei der Kasusrektion bestimmter Präpositionen, oder durch die Verfügbarkeit teilsynonymer Wörter und Ausdrücke bzw. formseitig ähnlicher lexikalischer Einheiten. Es mag sein, dass Varianten, selbst trotz einer teilweisen Liberalisierung wie sie die Rechtschreibreform mit sich brachte, nicht besonders beliebt sind. Damit ließe sich auch der Wunsch vieler Sprachbenutzerinnen und -benutzer nach einer eindeutigen, einheitlichen Regelung erklären, der sich beispielsweise in der farblichen Hervorhebung einer unter alternativen Schreibweisen ausgewählten, empfohlenen Variante im neuen Rechtschreibduden (2006) niederschlug.

Das vorliegende Sprachberatungskorpus stellt sicher eine Mischung aus sprachlichen Zweifelsfällen und Fehlern dar. Dadurch kann es sowohl für die sprachwissenschaftliche Forschung zu Zweifelsfällen als auch für die linguistische Fehleranalyse von Nutzen sein. Sprachkultivierende Institutionen wie der Deutsche Sprachrat können aus der vorliegenden Untersuchung Erkenntnisse ableiten, wie es um das Sprachbewusstsein der Deutschen und deren Beratungsbedarf steht.

Bieten die Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache in ihrer Geschäftsstelle Wiesbaden sowie ihrem Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag in Berlin und die Sprachberatungsstelle der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg auch umfassende Hilfestellung in allen sprachlichen Belangen wie etwa Orthografie, Zeichensetzung, Grammatik, Herkunft und Bedeutung von Wörtern, Ausdrücken und Zitaten, Textgestaltung und -korrektur, Sprachstil und Anredekonventionen, so dominieren unter den (telefonischen) Anfragen konstant die drei großen Bereiche Rechtschreibung, Grammatik und Wortschatz.

Vergleicht man die Ergebnisse der vorliegenden Erhebung (Januar bis Juni 2007) mit den beiden Untersuchungen der GfdS aus den Jahren 2004 und 2005, so lässt sich bezüglich dieser drei Hauptgebiete ein Anstieg der Anfragen grammatischen Inhalts erkennen. Darin überwiegen unverändert Fragen zur Flexion, Kongruenz und Rektion, wobei der Problemkomplex der Flexion im Auswertungszeitraum die mit Abstand meisten Anfragen stellt. Innerhalb der Orthografie – nach wie vor Spitzenreiter auf der Skala der Anfragenfrequenz – führen weiterhin Fragen zur Zeichensetzung, Groß- oder Kleinschreibung und Getrennt- oder Zusammenschreibung das Feld an. Anfragen zum Wortschatz bezogen sich meistens auf die Bedeutung (Semantik) bestimmter Wörter und Ausdrücke, auch fremdsprachlicher lexikalischer Elemente. Als weiteres wichtiges Interessensgebiet, das teilweise quer über den genannten großen Anfragebereichen liegt, ist die Stilistik hervorzuheben.

Damit lässt sich für die aktuelle Untersuchung zusammenfassend feststellen, dass der bei der GfdS dokumentierte Sprachberatungsbedarf sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht verglichen mit den vorherigen Auswertungen weitgehend stabil geblieben ist. Dies stützt die dort angeführte These, wonach sich Veränderungen im Beratungsbedarf in der Regel nur langsam, über längere Zeiträume hinweg vollziehen.

Ferner lassen sich bei der Gegenüberstellung der hier betrachteten Sprachberatungsstellen der GfdS einerseits und der Universität Halle andererseits zwar Unterschiede in Hinblick auf die Sozialdaten der Ratsuchenden erkennen (Geschlecht der ratsuchenden Person, privater oder beruflicher Hintergrund der Anfrage), jedoch kaum bezüglich der inhaltlichen Schwerpunkte der Anfragen. Damit bestätigt sich die schon in der vergleichenden Untersuchung von 2005 gezogene Schlussfolgerung, wonach sich keine Hinweise (mehr) auf einen spezifischen Sprachberatungsbedarf in den neuen Bundesländern finden.

Kontakt: Thomas Strobel, Telefon 0611 99955-19, E-Mail: thomas.strobel (at) gfds.de

 


[1] Vgl. Sabine Frilling (2004): »Die Sprachberatung der GfdS. Resultate einer aktuellen Untersuchung«, in: Der Sprachdienst 2/04, und dies. (2005): »Die Sprachberatung der GfdS (II). Auswertung der Anfragen von November 2004 bis Januar 2005«, in: Der Sprachdienst 2–3/05.

[2] In den Untersuchungen von 2004 und 2005 wurde jedoch bei der Berechnung der Daten für die GfdS der Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag nicht ausgenommen, wodurch sich das noch deutlichere Übergewicht an beruflich motivierten Anfragen erklärt. Berücksichtigt man aber das quantitativ sehr viel größere Gewicht der in der Geschäftsstelle Wiesbaden eingegangenen Anrufe, zeigt sich die beschriebene Tendenz ungeachtet dessen auch in den Vorjahren.

[3] Dieser Befund deckt sich mit anderen Untersuchungen, in denen Zweifelsfälle zur Rechtschreibung auf einer Skala der Anfragehäufigkeit ebenfalls ganz oben stehen, während beispielsweise Fragen zur Aussprache am unteren Ende dieser Skala zu finden sind (vgl. u. a. Wolf Peter Klein (2003): »Sprachliche Zweifelsfälle als linguistischer Gegenstand. Zur Einführung in ein vergessenes Thema der Sprachwissenschaft«, in: Linguistik online 16, 4/2003).

[4] Die Prozentwerte dieser drei Themenbereiche lagen bei den vorherigen Untersuchungen durchgehend niedriger, weil damals die Vornamenanfragen mitberücksichtigt wurden und diese mit einem Anteil von rund einem Drittel jeweils an zweiter Stelle der Rangliste der häufigsten Fragen standen.

[5] Davon zu trennen sind verkürzte Wortgruppen wie weltorientiert, bei denen nur die Zusammenschreibung möglich ist. Deren für die Anfragenden nicht immer offensichtliche Unterscheidbarkeit von Wortverbindungen der im Text dargestellten Form kann als Grund für die Unsicherheit bezüglich der Schreibung gelten.