Sprache und Studienmobilität

Die deutsche Sprache im studentischen Lebenszyklus internationaler Studierender

Eines der übergeordneten Ziele der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist, Bildungsbiografien im Ausland, „die von einem klaren und möglichst durchgängigen Deutschlandbezug geprägt sind“, zu fördern. (AKBP-Bericht, 2019) Die Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik haben hierfür umfassende Förderportfolien für Schulen und Hochschulen im Ausland entwickelt, die sich gegenseitig ergänzen und Deutschland-Interessierte mit einem Informations-, Beratungs- und Förderangebot kontinuierlich auf ihrem Bildungsweg begleiten.

Das Erlernen der deutschen Sprache und die Professionalisierung der deutschen Sprachkompetenz in unterschiedlichen Bereichen und Kontexten sind Kernbestand und zugleich Ziel aller Fördermaßnahmen. Sie gelten in besonderem Maße als Schlüssel- sowie als Erfolgsfaktor für ein gelungenes Einleben in Deutschland im alltäglichen Leben wie auch in akademischen und beruflichen Kontexten.

Früh einsetzende multilinguale Bildungsangebote schaffen in Bildungsbiografien eine optimale Grundlage für Studienmobilität und führen zu einer lebensentscheidenden Qualifizierung für internationale Erfahrungen in Studium, Wissenschaft und Beruf. Wer also in seiner Schulausbildung früh Fremdsprachen erlernt hat, strebt oft auch später nach internationalen Studienerfahrungen, um von innovativen Schwerpunktsetzungen im Studium zu profitieren und damit seine Chancen auf einem zunehmend global bestimmten Berufsmarkt zu steigern.

Das Interesse an Deutschland als Studien- und Wissenschaftsort ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Im Wintersemester 2019/2020 ist laut „Wissenschaft weltoffen“ (2020, S.42) die Zahl der internationalen Studierenden in Deutschland um 6% gestiegen. Seit 10 Jahren ist diese Zahl stetig gewachsen, insgesamt um 76%. Auch wenn inzwischen das Angebot an englischsprachigen Studiengängen an deutschen Hochschulen ausgebaut wird (in 2021 sind laut www.hochschulkompass.de von rund 20000 Studiengänge 10% international ausgerichtet) und dies zur Attraktivität Deutschland auf dem internationalen Bildungsmarkt beiträgt, bleibt es auch bei einem Studium in englischer Sprache in Deutschland unabdinglich, Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu erwerben, um im Alltag und an der Universität erfolgreich kommunizieren und sich sozial vernetzen zu können.

Germanistik und Deutsch als Fremdsprache an ausländischen Hochschulen stärken

In diesem Zusammenhang ist es zielführend, auf unterschiedlichen Ebenen zu unterstützen und auch unterschiedlich beteiligte Akteure und Zielgruppen in den Blick zu nehmen. Die Stärkung der Hochschulstrukturen der Germanistik und DaF-Vermittlung an den ausländischen Hochschulen in den Herkunftsländern ist ein zentrales Ziel, denn akademisch gut ausgebildete Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer können - bereits vor der Einreise nach Deutschland - zu einer sprachlichen Qualifizierung im schulischen Deutschunterricht, in studienbegleitenden Deutschangeboten oder in Angeboten der Erwachsenenbildung beitragen.

Individualisierte Informations-, Beratungs- und Förderangebote ermöglichen

Bei der Zielgruppe internationaler Studierender, die in ihrem bisherigen Bildungsweg noch keinen Zugang zum deutschen Bildungssystem und zum Erlernen der deutschen Sprache hatten, gilt es, für Deutschland als attraktiven Studienstandort zu werben und sie über das Potential des Deutschlernens und die sich damit eröffnenden Perspektiven in Studium, Wissenschaft und Beruf zu informieren. Ihnen soll es ebenso möglich sein, für ein Studium wie zu Ausbildungszwecken nach Deutschland kommen zu können. Ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot zu Hochschulzugang und Möglichkeiten des Spracherwerbs liefert hier eine wichtige Grundlage für einen gelungenen Studienaufenthalt. Für die (fach-)sprachliche Vorbereitung und Begleitung internationaler Studierender ist im Anschluss an Information und Beratung der nächste wichtige Schritt, bedarfs- und zielgerechte Angebote für Bildungsausländer in der Übergangsphase von der Schule zur deutschen Hochschule -idealerweise in virtuellen oder hybriden Formaten- zu entwickeln.

Deutsche Hochschulen bei der Entwicklung von studienbegleitenden Sprachkursangeboten unterstützen

Auch die Unterstützung der deutschen Hochschulen bei der Betreuung internationaler Studierender ist ein wichtiges Handlungsfeld. Der DAAD beteiligt sich seit 2017 an der Studie „Studienerfolg und Studienabbruch bei Bildungsausländern in Deutschland im Bachelor- und Masterstudium“ (SeSaBa), die spezifische Erkenntnisse zur Studiensituation von Bildungsausländerinnen und -ausländern und den Ursachen des Studienabbruchs erarbeitet hat. Dabei gehören fehlende Sprachkompetenzen zu den entscheidenden Gründen, warum ein Studium nicht abgeschlossen werden kann. Daher ist es umso wichtiger, deutsche Hochschulen dabei zu unterstützen, passgenaue Förderprogramme und entsprechende Betreuungsangebote zu entwickeln.

Da in akademischen Kontexten Formen komplexer sprachlicher Kommunikation unerlässlich bleiben, sind studienbegleitende (Online)-Sprachangebote mit einem fachlichen Bezug eine angemessene Form, sich kontinuierlich sprachlich weiterzubilden und damit auch den beruflichen Einstieg erleichtern zu können. Letztendlich erhöhen gute Sprachkenntnisse nicht nur die Chancen auf einen erfolgreichen Studienabschluss, sondern ermöglichen internationalen Studierenden auch eine aktivere Beteiligung am studentischen Leben auf dem Campus, was auch zur Diversität und Vielfalt der Studierendenschaft an deutschen Hochschulen beitragen kann.

Den Mehrwert deutscher Sprachkenntnisse im fachlichen und beruflichen Kontext vermitteln

Für Geförderte, die sich nach Abschluss des Studiums für eine berufliche Beschäftigung in Deutschland entscheiden, sind verhandlungssichere Sprachkenntnisse eine wesentliche Voraussetzung für den Karriereeinstieg und die erfolgreiche Integration in das Berufsleben in Deutschland. Mit einem entsprechenden Sprachkursangebot, das die spezifischen Sprachkompetenzen in beruflichen Kontexten schriftlicher und mündlicher Art fördert, kann ein Beitrag zur dringend benötigten Fachkräftegewinnung in Deutschland geleistet werden. Der Wert deutscher Sprachkenntnisse über die Alltagssprache hinaus im fachlichen und beruflichen Kontext sollte internationalen Studieninteressierten weiterhin noch konsequenter vermittelt und mit der Entwicklung weiterer bedarfsspezifischer Angebote gestärkt werden.

Digitale Formate des Spracherwerbs ausbauen und weltweit Deutschland-Interessierten zugänglich machen

Der kontinuierliche Austausch zwischen den Mittlerorganisationen mit ihren Außennetzwerken, den deutschen Hochschulen, den internationalen Studierenden sowie den Arbeitgebern in der Wirtschaft führt zu einer Verbesserung der Informations-, Beratungs- und Förderangebote im Bereich des Spracherwerbs sowie zur Stärkung der Effekte von Studienmobilität. Digitale Formate haben sich erfahrungsgemäß bewährt, entfalten in diesem Zusammenhang zunehmend ihr innovatives Potential und ermöglichen flexible und anpassungsfähige Angebote, die zu einem erfolgreichen Studien-, Forschungs- oder Arbeitsaufenthalt in Deutschland beitragen können. Für die Zukunft gilt es, diese Formate weiterhin auszubauen und sie weltweit Deutschland-Interessierten zugänglich zu machen. Zwar werden diese Formate authentische Situationen sprachlicher Kommunikation nie komplett ersetzen können, doch weisen gleichzeitig sinnvolle und zielgerichtete Kombinationen aus Präsenz und digitalen Elementen flexible Angebote vor, die einen kontinuierlichen Spracherwerb gewährleisten.